Samstag, 1. September 2007

Tyson Gay




Tyson Gay (rechts) sprintet im 200-Meter-Finale vor Usain Bolt ins Ziel.

Osaka - Nur noch 46 schnelle Schritte trennen Tyson Gay vom zweiten Sprint-Triple der WM-Geschichte. Der US-Star flitzte in Osaka vier Tage nach seinem Triumph über 100 Meter auch über 200 Meter als Erster durchs Ziel.
Jetzt noch ein Staffelsieg mit den favorisierten Amerikanern - dann hat es der 25-Jährige seinem Landsmann Maurice Greene gleichgetan: Sein Vorbild war 1999 in Sevilla dreifacher Weltmeister. Triumphierend streckte Gay zwei Finger in die Höhe - und ließ sich auf der Ehrenrunde ganz viel Zeit. «Der Sieg über 200 Meter ist sehr süß. Es war ein hartes Stück Arbeit, und der Erfolg über 200 Meter bedeutet mir mehr als der über 100», sagte er.
Gay kann am vorletzten WM-Tag sein Prämien-Konto um weitere 60 000 auf 180 000 Dollar aufstocken. Manche hatten schon gedacht, der kernige Kerl aus Kentucky greift sogar nach dem Fabelweltrekord von Michael Johnson (19,32 Sekunden) und 100 000 Dollar Extra-Preisgeld. Bei den US-Meisterschaften in Indianapolis hatte Gay 19,62 Sekunden vorgelegt - die zweitschnellste je gelaufene Zeit auf der halben Stadionrunde. Im Nagai-Stadion war der US-Boy dann nach 19,76 Sekunden im Ziel, flinker als irgendein Sprinter jemals bei einer WM.
Gay liebt die leisen Töne
In Usain Bolt hatte Gay einen unerwartet starken Antreiber: Der Jamaikaner im kanariengelben Trikot klebte dem Favoriten lange an den Fersen und freute sich am Ende über Silber. Zum dritten Mal hintereinander flatterte nach einem 200-Meter-Rennen das Sternenbanner: 2003 in Paris hatte John Capel triumphiert, 2005 in Helsinki der inzwischen des Dopings überführte Justin Gatlin. Gay hatte vor zwei Jahren als Vierter noch zuschauen müssen, wie seine US-Konkurrenten Gatlin, Wallace Spearmon, der dieses Mal in 20,05 Sekunden Dritter wurde, und Capel die Medaillen umgehängt bekamen.
7000 Meilen entfernt in Orlando/Florida freute sich ein Gefängnisinsasse über Gays Triumph. Sein Trainer Lance Brauman, mit dem der Sprinter in den vergangenen Tagen immer wieder telefonierte, durfte sich bereits über das dritte Gold «seiner» Athleten freuen. Brauman sitzt eine Haftstrafe wegen Unterschlagung, Scheckbetrugs und Diebstahls ab. «Ich danke dem Trainer, meiner Familie und Gott», sagte Gay, der vor jedem Rennen betet.
Im Gegensatz zu Greene, der immer als Großmaul galt, liebt Marketing-Student Gay die leisen Töne. Ob er nun der stärkste Sprinter sei? «Das bin ich erst, wenn ich immer und immer wieder gewinne, auch in der Halle», sagte der neue Weltmeister. Und der größte WM-Star? «Das kann ich nicht sagen, es gibt noch andere, die Großes leisten.»
Ich finde es einfach faszinierend wie er und die anderen so schnell sprinten können und finde es auch sehr faszinierend, weil alle nicht an einen Sieg von ihm erwartet hätten, aber als er den 100-Meter-Sprint gewonnen hatte war er gleichzeitig gerade der
Favorit vom 200-Meter-Sprint, und dass er zwei mal Gold holte.
Stefan Falcinelli