Sonntag, 2. September 2007

Drogenanbau in Afghanistan

Knapp sechs Jahre nach dem Sturz der Taliban hat der Schlafmohnanbau in Afghanistan nach Angaben der Vereinten Nationen ein «beängstigendes Rekordniveau» erreicht.


Verglichen mit 2006 werde die Produktion von Opium, dem Grundstoff für Heroin, in diesem Jahr um mehr als ein Drittel auf 8200 Tonnen zunehmen, teilte das UNO-Büro für Drogen und Kriminalität am Montag in Kabul mit.

Afghanistan sei praktisch der alleinige Lieferant des gefährlichsten Rauschgifts der Welt und für 93 Prozent der globalen Opiumproduktion verantwortlich. «Seit China im 19. Jahrhundert hat kein anderes Land Betäubungsmittel in so tödlichem Ausmass produziert.»

Während der Anbau von Schlafmohn im vergleichsweise ruhigen Norden abgenommen habe, sei er im instabilen Süden deutlich angestiegen, heisst es im diesjährigen UNODC-Opiumbericht zu Afghanistan.

Mehr als Kolumbien

Die an Pakistan angrenzende Provinz Helmand sei mit nur 2,5 Millionen Einwohnern die weltweit grösste Quelle illegaler Drogen und produziere alleine mehr als ganze Länder wie Kolumbien.

Die Taliban, die in Südafghanistan weite Landstriche kontrollierten, profitierten vom Drogenanbau und kauften mit dem Geld Waffen und finanzierten ihre Kämpfer. UNODC-Chef Antonio Maria Costa sagte, die Situation «sieht düster aus, ist aber noch nicht hoffnungslos».

NATO soll sich engagieren

Costa appellierte an die Internationale Gemeinschaft, ihre Anstrengungen in Afghanistan zu verstärken. Er rief die NATO, die die Internationale Schutztruppe ISAF führt, zur Hilfe im Anti-Drogen-Kampf auf. Das sei im eigenen Interesse des Bündnisses, da die Drogen den Aufstand finanzierten.

Costa forderte die afghanische Regierung auf, stärker gegen Korruption vorzugehen. UNO-Mitgliedstaaten sollten die Namen von einem Dutzend Drogenhändler auf die Schwarze Liste der UNO von Taliban- und El-Kaida-Anhängern setzen, deren Eigentum beschlagnahmt und über die ein Reiseverbot verhängt werden kann.

Länder, in denen Heroin konsumiert werde, sollten mehr zur Vorbeugung und Behandlung von Sucht tun.

Joshua Haab